25.08.2008 - Plattform für das Altern
Über die Zukunftskonferenz sprach Kai A. Struthoff stellvertretend für die Initiatoren der Konferenz mit der Ersten Kreisbeigeordneten Christa Bittner und dem Ärztlichen Direktor der Klinik am Hainberg Joachim Lindner.
Der demografische Wandel, das Altern der Gesellschaft, ist lange bekannt. Warum brauchen wir hier im Kreis dazu eine Zukunftskonferenz?
Christa Bittner: In den nächsten 20 Jahren wird dieser Wandel rasant voranschreiten. Wir brauchen diese Konferenz, um dies vor allem in den ländlichen Kommunen noch gestalten zu können. Es beteiligen sich viele Gruppierungen, Haupt- und Ehrenamtliche, junge und alte Menschen daran. Außerdem sollen die vielen guten bereits bestehenden Projekte bekannt gemacht und vernetzt werden.
Wer sind die Initiatoren dieser Konferenz?
Joachim Lindner: Vor einem Jahr hat die Klinik am Hainberg anlässlich ihres 30-jährigen Bestehens einen Kongress zum sozio-demografischen Wandel veranstaltet. Wir wollten damals auch bereits bestehende Initiativen in der Region einbinden. Dabei ist uns aufgefallen, dass man zu wenig voneinander weiß. Es fehlt die gemeinsame Plattform. Deshalb die Zukunftskonferenz, für die wir erfreulicherweise den Landkreis, das Klinikum und die Sparkasse Hersfeld-Rotenburg als Mitveranstalter gewinnen konnten.
Gibt es auch fachliche Unterstützung?
Lindner: Das Münchener Institut für Psychodynamische Organisationsberatung (IPOM) hat bereits sehr erfolgreich ein ähnliches Projekt im Schweizer Kanton Thurgau betreut und wird nun uns professionell begleiten.
Wer sind die Teilnehmer?
Lindner: Etwa 80 Personen, darunter sind Vertreter von Seniorenverbänden, Kirchen, Wirtschaft, Kliniken, niedergelassene Ärzte, Pflegeeinrichtungen, die Kommunen und - was uns ganz wichtig ist: Es sind auch junge Menschen dabei. Die Konferenz stellt einen Querschnitt aller gesellschaftlich relevanten Gruppen dar.
Der Untertitel der Veranstaltung heißt "Chancen einer alternden Gesellschaft". Wo sehen Sie diese Chancen?
Bittner: Wir haben die Chance, Wissen und Fähigkeiten von älteren Menschen stärker einzubeziehen in die Arbeit der Kommunen und die ganze Gesellschaft, in das Miteinander von Jung und Alt. Wir müssen zusammenarbeiten, um junge Familien zu unterstützen.
Müsste man nicht ohnehin viel mehr für die Verjüngung der Gesellschaft tun?
Bittner: Dies wird bei der Zukunftskonferenz mitgedacht. Es ist doch attraktiver für junge Familien, mit einer intakten sozialen Infrastruktur zu leben, wo es Ältere gibt, die bereit sind, sich um Jüngere zu kümmern. Jeder profitiert davon. Jede Hilfe ist somit zugleich auch Selbsthilfe.
Lindner: Das Altern darf nicht nur negativ gesehen werden. Es gibt auch viel Positives, etwa wenn Ältere ihre Erfahrung über Ehrenämter einbringen und weitergeben. Insofern gilt es, ein verändertes Altersbild und die damit verbundenen Ressourcen zu nutzen.
Die Zukunftskonferenz will die "ideale Zukunft" erdenken. Ist das überhaupt möglich, oder wird das so eine Art "Wünsch-Dir-was-Kongress"?
Lindner: Es gibt schon klare Strukturen. Aber wir erlauben uns auch, in Visionen zu denken, ohne sofort darauf zu achten, ist das auch finanzierbar, realisierbar. Aber in einem zweiten Schritt wird natürlich jeder Vorschlag auf seine Umsetzbarkeit überprüft.
Bittner: Man kann auch mal träumen, wenn es denn dazu führt, dass Menschen auch im Alter noch am Leben teilhaben können. Dazu müssen wir Vereinsamung entgegenwirken, brauchen andere Begegnungs- und Erfahrungsräume.
Quelle: Artikel vom 25.08.2008 aus http://www.hersfelder-zeitung.de